Der Blog von unserer Ferienreise vom Norden, resp. etwas südlicher davon, in den Norden, resp. in den Westen.

Korrekturen sind extrem notwendig

Montag, 25. Juni 2007: Der Himmel, der sich in Umeå selbst mitten in der Nacht – wie ein unfreiwilliger Selbstversuch ergeben hatte – noch blau gezeigt hatte, war am Morgen deutlich gräulich eingefärbt. Nun wusste man zum einen, dass die Freunde der schwedischen meteorologischen Anstalt keine Ahnungslosen waren, und dass einem nicht nur eitel Sonnenschein erwarten würde während des Tages. Gleichwohl ging es um die gleiche Zeit und damit auch ansatzweise mit der ähnlichen Verzögerung wie am Vortag los. Pajala war das Ziel, das an diesem Tag dann nicht erreicht wurde. Zwischenziele wurden getreu der Flexibilitäts-Doktrin keine definiert.

Aber natürlich hatte man sich gewisse Sachen vorgenommen oder im persönlichen Reisehandbuch, das mit viel Liebe gestaltet und erstellt worden war, aufgeführt sind. Aber Skellefteå war ebenso wenig ein Heuler wie später auch Piteå, wobei letzteres zur richtigen Zeit mit dem richten Hamburger-Laden gerade recht kam. Und nein, es war nicht McDonald’s oder Burger King, sondern getreu dem FCZ-Fan-Motto „Mach emal de Max!“ Max. Das also war des Pudels Kern in Sachen Mittagsernährung, um dieses kleine Wortspiel im Zusammenhang mit einem befreundeten Journalisten auch noch einzubringen.

Allerdings war bereits höchste Alarmbereitschaft angesagt und nicht mehr wie am Vortag in Härnösand lockeres Sitzen auf der Terrasse, die diesmal auch nicht vorhanden gewesen wäre. Der Regen wechselte sich mit leichtem Nicht-Regen ab. Und am Ende obsiegte schliesslich der Regen auf der ganzen Linie. Das Projekt Zelten wurde zugunsten einer günstigen Hütte extrem abgeblasen, aufs Grillen wurde aber gleichwohl nicht verzichtet. Dazu servierte der Kenner einen Lagavullin, also einen 16-jährigen Whisky der sehr feinen Sorte. Zum Essen selber gab es eher billigen, aber dennoch angenehm geniessbaren Cabernet Sauvignon (wegen der langen Fahrt geschüttelt und nicht gerührt). Die Stimmung war damit schon gut angehoben.

Zurück aber zur beschwerlichen Fahrt in den Norden, was durchaus nicht nur mit den vielen Kilometern (heute insgesamt 500, total für mich schon über 3000) zusammenhing, sondern mit eher weniger talentierten Autofahrern. Der Holländereffekt in Tunnels resp. der Senioreneffekt auf Schweizer Strassen ist eben auch hierzulande immer wieder anzutreffen. Der Holländer – sich der Passagen von Tunnels aus seiner Heimat sehr nicht gewohnt – verlangsamt seine Fahrt in den unterirdischen Bergpassagen, wo ja jeweils ein restriktives Überholverbot gilt, auf ein schier unerträgliches Mass und beschleunigt anschliessend an geeigneter Überholstelle ebenfalls auf eine ungünstige Geschwindigkeit. Gleiches ist durchaus auch von älteren Leuten auf Strecken, die kurvig und dann wieder geradeaus verlaufen, bekannt.

Damit wären wir schon bei der sogenannten Elchtheorie. Zwar behaupteten Marco und Ylva gemeinsam auf der rechten Strassenseite ein Elchweiblein gesehen zu haben. Der Fahrer – zugegeben auf andere Ereignisse konzentriert – sah diesen nicht und hat überhaupt erst einmal einen Elch in freier Wildbahn zu Gesicht bekommen. Es gilt für ihn als weiterhin getreu dem Leitsatz „Einmal ist keinmal“, dass es in Schweden gar keine Elche gibt. Dies ist eine erfundene Geschichte und sehr, sehr geschickt eingefädelte PR-Aktion des schwedischen Touristenbüros. Sie bezahlen die Einwohner, dass diese ihre persönlichen Elchgeschichten erzählen und so den Mythos bekräftigen. Gleichzeitig werden wenige internationale Gäste ebenfalls mit Geld und Elchgeschichten ausgerüstet – leider auch mein Freund Marco offensichtlich –, um die Mär weit zu verbreiten. So werden auch die unzähligen Warntafeln an den Strassenrändern, die vor einer Begegnung mit dem angeblichen König der nordischen Wildnis warnen, vom schwedischen Touristbüro finanziert und nicht vom Vägverket, das sonst für den Unterhalt der Strassen zuständig ist.

Das Strassenwesen investierte sein Geld ohnehin auf völlig andere Weise. Es kaufte einst – mit Rabatt ist sehr schwer anzunehmen – unzählige Radarkameras. Diese sind nun über das ganze Land entlang der Hauptverkehrsachsen in sehr grosser Regelmässigkeit verteilt. Immerhin sind die schwedischen Radarfallen so fair, dass sie nicht getarnt und hinter irgendwelchen Hindernissen stehen, sondern – wie auch schon erwähnt – überall von weit her zu erspähen sind. Deshalb wurden sie auch mr bisher noch nicht zum Verhängnis – so weit mir bewusst zumindest.

Ja, schliesslich erreichten wir Haparanda, wo das Gleis für den Zug doppelt gelegt werden musste. Die Finnen, an deren Land die schwedische Stadt grenzt, nutzen nämlich eine andere Spurbreite als die restlichen Europäer. Der leicht übergrosse Bahnhof ist unter anderem eine Konsequenz dieser im Wortsinn Doppelspurigkeit. Rund ein Kilometer von der einspurigen, doppelspurigen Eisenbahnbrücke entfernt ist die Brücke für den individuellen Personenverkehr. Der Tulli (Zoll) ist extrem nicht mehr besetzt, und eine leichte Irrfahrt durch die finnische Grenzstadt Tornio, in der unter anderem das Lapin Kulta beheimatet ist, später war man bereits wieder zurück auf schwedischem Boden – und zwar auf dem grossen Parkplatz der neulich neu errichteten Ikea. Der VCS scheint im Norden deutlich keinen Einfluss zu haben. Und die Natur lebt trotzdem noch. Gleichsam stellt sich die frage, wann die Uhr denn wieder zurückszustellen sein, da der Finne ja eine Stunde vor uns zu leben pflegt. Wir sind noch immer irritiert.

Was jedoch noch mehr verwunderte, war die Tatsache, wie wir den Weg nach Schweden wieder gefunden hatten. Dieser verlief nämlich nicht über irgendeine Brücke über den Torneälv, den überaus breiten Grenzfluss. Den hatten man bei der ersten Grenzerfahrung nämlich dank der imposanten Brücke überfahren, nicht jedoch bei der Rückfahrt, die man quasi über einen trocken gelegten Abschnitt bewältigt hatte. Doch wie gesagt, das Wunder ist auch nach Whisky und Rotwein schlicht nicht erklärbar. Im Gegensatz zur unsäglichen Mückenplage, die einem seit dem definitiven Eintritt in Norden zusehends begleitet. Und wie ebenfalls schon erwähnt fand die Reise heute ein abruptes Ende noch vor der Querung des Polarkreises, was die Ausmasse der Expedition in den Norden nur verdeutlicht. In Över Torneå nutzten einen wir einen schönen Zeltplatz mit günstigen Hütten, um nicht im strömenden Regen, der mittlerweile nicht mehr strömt,unsere Zelte aufzuschlagen.

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