Der Blog von unserer Ferienreise vom Norden, resp. etwas südlicher davon, in den Norden, resp. in den Westen.

Das ellenlange Warten und sein Ende

Donnerstag, 19. Juli 2007: Nachdem wir gestern alkoholfrei geblieben waren und uns auch früh zu Bett legten, weil wir heute nach dem Motto lebten, Morgenstund hat Scheibe in der Türe, waren wir erstaunlich früh auf den Beinen und entsprechend alleine in der Dusche, wo sich sonst die jungen Schweden in Schlange auf Strand oder Ausgang vorbereiteten. Knapp nach 7 Uhr, die Zeltplatzschranke musste eigens für uns geöffnet werden, fuhren wir bereits los, um uns unsere Scheibe abzuholen.

Der nächste Schockbescheid erreichte uns jedoch bei der Berlings-Glas-Firma. Doch, die Scheibe war aus Stockholm eingetroffen (so schlimm kams dann doch nicht), aber es wurde eine Fertigstellzeit von gegen 15.30 Uhr (spätestens) erwartet. Weitere acht Stunden, die wir irgendwie zu überbrücken hatten. Gemütlich schlurften wir in die Innenstadt des Halmstaders - auf irgendeine Weise musste ein Kaffee her! Doch um diese unmenschliche frühe Zeit ist dies fast ein Ding der Unmöglichkeit. Die Rettung heisst wie so häufig und oft auch in anderem Zusammenhand McDonald's. Dieser öffnete seine Türen schon um 7 Uhr, weshalb das Restaurant von uns gleich zum Frühstück gebucht wurde. Die Dauer wurde mit dem Lesen der Zeitung weiter hinausgezögert; und es war schon fast 8.30 Uhr, als wir wieder ins Freie traten.

Halb neun ist aber leider (oder eigentlich vernünftigerweise) in Schweden nicht eine Zeit, wo in einer Stadt schon extrem viel gemacht werden kann. Gemütlich schlenderten wir auf der linken Seite den Hafen hinunter, dann auf der rechten - immer mit der leisen Hoffnung, der Glasmontierer würde schneller arbeiten und uns telefonisch über die vorzeitige Bereitschaft des Fiat Stilo für die Weiterfahrt informieren. Dass diese Hoffnung vergebens war, ist schon fast selbstredend. Irgendwann war dann doch einmal 10 Uhr; der Zeitpunkt, an dem Läden und Cafés ihre Türen zu öffnen pflegen.

Als erstes brauchten wir vor dem befürchteten Shopping-Exzess noch einmal einen doppelten Espresso, den wir in einem schmucken Café uns auch gönnten. Gleichenorts wurde auch die Toilette erlösend frequentiert. Später stellte sich beim Durchstöbern der Läden jedoch nicht dieses Einkaufsfeeling ein, weshalb die Kreditkarte einen erstaunlich ruhigen Vormittg hatte. Gegen Mittag zeichnete sich beim Chauffeur langsam ab, dass er eine sehr unruhige Nacht erlebt hatte. Ständig fürchtete er um die Sicherheit des scheibenlosen, treuen Fahrzeugs und noch stäöndiger schien er Regentropfen zu hören (was Realität war), und war schon fast in panischer Angst, dass es losschütten würde. Auch hörte er permanent irgendwelche Leute in verdächtiger Nähe von Zelt und Auto. All dies war nicht sehr schlaffördernd.

Nach dem Mittagessen, das zum frühest möglichen Zeitpunkt eingenommen wurde (der sogenannte Shopping-Lunch mit Fleisch, Pommes und Bearnaise-Sauce - Geschmack = mässig), musste der Einkaufsbummel noch leicht fortgesetzt werden. So wechselten ein Beachballset für 35 Kronen, ein Federballset für 45 Kronen (beide im Ahlens) und ein Frisbee für immerhin 49 Kronen in unseren Besitz. Irgendwann war dann genug, wir verloren die Nerven und schlurften Richtung Garage, um ein verstohlenes Auge in die Werkstatt zu werfen. Befriedigt stellten wir fest, dass der Stilo mit offener Seitentüre in Bearbeitung war oder es zumindest zu sein schien.

Die auf der anderen Strassenseite gelegene Wiese erschien uns als ideal, die neu erstandenen Sportgeräte gleich in der Praxis zu testen. Als erstes was das Beachballset gefordert. Der Belastungstest erlitt jedoch schon beim zweiten Schlag einen ersten Bruch; schnell war klar, dass die Lebensdauer dieser Schläger nicht einmal zwei Tage betragen würde. Sascha hielt seinen Schläger so, dass beim erfolgreichen Schlag nicht gleich auseinanderbricht, was dann Marco rund 10 Minuten später passierte.

Der Frisbee war die nächste Beschäftigung zur Zeitüberbrückung, zu der auch ein Telefon nach Hause zu Ylva (hat Geburtstag!) diente. Gleichzeitig wurde auch realisiert, dass inder Laptop-Tasche noch ganz andere Gegenstände waren. Zum Beispiel das Rückreiseticket für die Fähre Göteborg-Kiel. Irgendwann wurde die Abholzeit für das Auto auf 14.15 Uhr annonciert. Alles schien doch noch ein Ende zu nehmen. Wir waren schliesslich überraschend pünktlich vor Ort, die Kreditkarte musste gar nicht in dem Mass strapaziert werden wie befürchtet (ca. 230 Franken nur).

Auf dem Zeltplatz waren wir dann blitzschnell mit dem Auf-, Zusammen- und Wegräumen. Rund 45 Minuten nach der Rückkehr von der Garage konnten wir Karlstorp verlassen. Blaise war so kulant und freundlich, uns trotz klarem Überschreiten der Auscheckzeit nicht noch einen zusätzlichen Tag zu berechnen. Unser Weg führte nun geradewegs nach Malmö, wo es das von Calatrava gebaute (nicht von eigener Hand) Hochhauchs zu besichtigen (von aussen nur) galt. In Smygehuk galt es einen Memorial-Stopp für eine andere Reise zu machen, und in Ystad schliesslich galt es, innert nützlicher Frist eine Unterkunft zu finden.

Letzteres entpuppte sich als nicht ausschliesslich einfaches Unterfangen. Das von uns zuerst angesteuerte Wandererheim (auf Deutsch auch unter Jugendherberge bekannt) machte schon auf dem Parkplatz einen proppevollen Eindruck, weshalb wir sofort in die Innenstadt weiterfuhren. Vor dem Hotel Continental, bekannt aus Film, Funk, Fernsehen und Wallander-Büchern, wurde sauber geparkt, und sich nach dem entsprechenden Möglichkeiten erkundigt. Drei Einzelzimmer waren gerade noch verfügbar (und nicht zu M-Budget-Preisen). Nach kurzem Zögern (noch einmal Cunctieren) erwarben wir uns das Übernachtungsrecht in dieser Logie und waren damit wieder mal sehr gut beraten. Erstens war Skåne nicht ganz unbesucht, und zweitens entsprechend die noch unbelegten Unterkünfte eher rar. Dies musste der Deutsche erfahren, der nach uns an der Rezeption auf Doppelzimmersuche war. Was aus ihm geworden ist, wissen wir nicht. Wir genossen dafür die Dusche auf je unserem Einzelzimmer.

Ganz problemfrei waren wir jedoch nicht auf unsere Zimmer gekommen, denn das Parkieren des Fiat stellte sich als kleines Rätsel. Der Parkplatz hinter dem Hotel, wo man sich das Abstellrecht für 40 Kronen erkauft hatte, war für den Moment gerade ausgebucht. Just als man sich jedoch eine eigene Parklücke schaffte, erklärte eine Dame deutscher Provenienz "Wii köör nüü". Sie meinte "Wischörnü", was übersetzt, wir fahren jetzt heisst. Diese Lücke schnappten wir uns und waren wieder einen Hauch schneller als ein anderer. Aber das Glück durfte ja auch einmal auf unserer Seite sein.

Um nicht ganz ohne Fleisch auszukommen, musste natürlich ein feines Stück vom Grill her. Ermüdet vom (sehr) langen Tag zauberten wir natürlich für einmal nicht selber etwas vom Grill, sondern folgten dem Rhynerschen Restaurant-Tipp in die Bryggeriet. Hier speist der Autor jedes Mal, wenn er beim Ystader diniert (bisher dreimal). Einmal Planksteak, danke. Dazu das selbstgebraute Bier und zum Nachtisch noch einen Irish Coffee (mit 4 cl).

Songs des Tages:

Zahlen des Tages:

©2007 Alle Bilder und Texte Sascha und Marco
Saschas und Marcos Jubiläumsreise. Schreib uns: .