Der Blog von unserer Ferienreise vom Norden, resp. etwas südlicher davon, in den Norden, resp. in den Westen.

Von Elchen, Delfinen und kleinen mĂĽhsamen Viechern

Dienstag, 3. Juli 2007: Es sei – bevor wir eingehend noch auf die Viel-Fil-Philosophie eingehen – ein lobendes Wort über den Tärnabyer verloren. Sein Zeltplatz behagte durchaus, der Fast-Ein-Mann-Betrieb war überaus freundlich, sein leicht Hamas-El-Kaida-angehauchter Rasenmäher-Mann mit umstrittener am-Kabel-zurück-zieh-Technik wirkte etwas grimmig, spielte aber genau keine Rolle. Dies sei der Fariness halber noch nachgetragen, auch wenn wir statt des Gratis-Fisch- und Kaffee-Angebots uns die Tischtennisbälle um Marcos Ohren gehauen hatten. Definitiv nicht übers Ohr hatte uns der Zeltplatzmann mit 400 Kronen für eine nette Hütte gehauen.

Die Route des Tages verlief erst über die E12, genannt der blaue Weg, und dann über irgendwelche nicht immer asphaltierten Strassen quer durch die schwedischen Berge schliesslich nach Gäddede. Der blaue Weg heisst blaue Weg, weil – bei so schönem Wetter wie wir es heute hatten – die zahlreichen Seen oder besser der Umeälv, der sich immer wieder auf Seestärke (nicht Seh!) verbreitert, im Sonnenlicht tiefblau schimmert. Und kaum waren wir von der Hauptstrasse, also eben dieser E12, nach Süden abgebogen, lachte uns auch schon der erste Elch entgegen. Den Stilo rasch gestoppt, im Auto bei noch geschlossenen Türen die Teleobjektive auf die Kameras geschraubt und erste Sicherheitsfotos aus dem Auto gemacht. Nicht, weil wir uns vor einer Attacke gefürchtet hätten. Der Elch per se ist zwar grösser als der Mensch, als ich im besonderen, aber im Grunde eben auch sehr scheu und deshalb herrschte auch akute Fluchtgefahr. Reissaus nahm der gute dann erst, als man die Fotoposition leicht verändern wollte, um ihn auch noch etwas von der Seite zu knipsen. Und Tschüss.

Nach schon der zweiten Elchsichtung und Knipsung in diesen Ferien war die Laune in den müden Gesichter temporär gestiegen, wir das Quecksilber in den letzten Tagen seit dem Regen von Hov auf dem Lofot. Über 20 Grad machen dem Schneerest arg zu schaffen in der Region. Nun befinden wir uns ja noch immer im Lappland, wenn auch im südlichsten Teil, wo zwar Rentiergehege en Masse bereitstehen für die jährliche Zählung der Tiere, die ja alle irgendeinem Lappen oder Samen gehören. Von den Viechern jedoch fehlte jede Spur.

Spuren von Einheimischen haben diese zumeist selber gelegt. So ist das Lappenkirchendorf Fatmomakke zu besichtigen und dies erst noch einigermassen gemütlich. Weil das Dorf 7 km von einer geteerten Strasse sich befindet, fehlt es wohl im offiziellen deutschen Wohnmobilführer, jedenfalls gibt es kaum eine andere Erklärung, dass diese Sehenswürdigkeit bei unserem Besuch gänzlich deutschfrei war. Auch muss angefügt werden, dass sich die Preise im Souvenirshop und die Zeche für allfällig erstandene Nahrungsmittel trotz der Nähe zur norwegischen Grenze im sehr fairen Rahmen bewegten. Getrocknetes Rentierfleisch eingeklemmt in Tunnbröd, also sehr dünnes Brot, sei hiermit empfohlen.

Nach einer Passfahrt, die auf knapp 900 Metern über Meer noch sehr schneelastig – also neben der Strasse – war, führte die Strasse hinunter wieder an Seen und Wälder, von denen es in Schweden definitiv nicht zu wenig gibt. In Gäddede konnte schliesslich der Ärger des Vorabend, als der Blog wegen Internet-Problemen nicht aktualisiert werden konnte, korrigiert werden. Der Zeltplatz war noch netter als der von Tärnaby, weil unter anderem auch noch besser – direkt am See – gelegen. Einen Tischtennis-Tisch bietet der Ort zwar nicht, dafür eine Minigolfbahn, die jedoch um 20 Uhr geschlossen wird, was wiederum den Einsatz des Mini-Tischtennis-Tischs nötig machte. Diesmal ohne grössere Windbeeinflussung und mit ähnlichen Resultaten wie am grossen Tisch am Vortag. Positiv fallen hier auch die fast fehlenden Mücken auf, dafür hat es grosse, stechende Insektenungeheuer und ganz viele, ganz kleine und absolut nervige Viecher, die das Lesen am Tisch oder das Schreiben des Blogs – ebenfalls natürlich in freier Natur – zum mittleren Spiessrutenlauf im Sitzen werden lassen.

Zum Highlight versprach der Ausflug zum Hällingsåfallet zu werden. Erstens ist die ein rund 800 m langer und bis 60 m tiefer Canyon, an dessen Beginn das Wasser sich rund 40 Meter in die Tiefe stürzt. So zumindest die Beschreibung in den entsprechenden Reiseführern. Und wir können es nur bestätigen. Empfehlenswert war gar die Zeit, so kurz nach 18 Uhr, zu der wir da waren. Die Sonne zauberte in die intensive Gischt des tosenden Falls einen schönen Regenbogen. Zur masslosen Enttäuschung wurde jedoch die An- resp. Rückfahrt, auf der wir eigentlich fast sicher mit weiterem Elchkontakt gerechnet hatten. Aber nein. Trotz elchfreundlichster Umgebung, will heissen lockerer Birkenwald, hielt sich der König des nordischen Walds vornehm zurück. Vor allem jener mit dem Geweih. So blieb also der Jungelch des Vormittags der einzige Kontakt mit diesem Tier. Das ist ungefähr so, wie wenn man auf einer Walsafari nur einen hüpfenden Delfin erblickt.

Songs des Tages:

Zahlen des Tages:

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