Der Blog von unserer Ferienreise vom Norden, resp. etwas südlicher davon, in den Norden, resp. in den Westen.

Wintereinbruch und Fotomanie

Mittwoch, 27. Juni 2007: Nach dem ereignisreichen Tag war es nur wenig verwunderlich, dass das Einschlafen trotz ungewohnter Umgebung und Unterlage und überhaupt nicht sonderlich schwer fiel. Nun hat das Zelten die schöne Seite, dass es (zumindest in den mir bekannten Fällen) in der freien Natur stattfindet, was wiederum zur Konsequenz hat, dass man den äusseren Umständen natürlich fast wehrlos ausgeliefert ist. Den Regentest bestand meine temporäre, mobile Behausung ohne grosse Probleme. Als grössere sorge entwickelte sich der Verlauf der Temperaturen. In der Nacht, als irgendwann zwischen Mitternachtssonne und Morgenfrüh sank der Wert auf gefühlte minus 5 Grad. Das hatte zwei unmittelbare Folgen: Erstens erwachte ich schlotternd, zweitens musste ich zur Bekämpfung dieses Symptoms und vor allem der Ursache zur Trainerjacke greifen. Und sie mir natürlich auch überziehen.

Abgesehen von einigen komischen Träumen, verlief die weitere Schlafphase ohne grössere Zwischenfälle. Am Morgen um 10 Uhr, als die tschechischen Freunde längst über das Fjäll hergefallen waren, lugte ich erstmals aus meinen vier Zeltwänden und stellte ohne Erstaunen fest: Es war hell. Wenig Freude kam dagegen beim versuchten Gang auf die Toilette auf. Die Wasserpumpe hatte irgendwann in der Nacht – vermutlich wegen der Minustemperaturen – den Dienst quittiert und bedurfte eines reperatürlichen Eingriffs. Scheisse, war einer meiner Gedanken. Immerhin war sogenanntes Freepissing möglich.

Meine lieben mitreisenden Freunde im anderen Zelt hatten leicht andere Pläne und führten den letztgenannten Vorgang erst kurz vor Mittag aus. Also fielen Frühstück – ohne nicht meine Kardinalsstärke und -mahlzeit – und Mittagessen (Der Ernst der Lage wurde gleich dreifach bekämpft, will heissen, es wurde dreimal Kaffee aufgesetzt) zusammen, was von mir mit grossem Appetit beantwortet wurde. Schliesslich sollten die Energiespeicher für das anstehende Mammutprogramm gefüllt sein. Wobei Mammutprogramm in diesem besonderen Falle wohl das absolut falsche Wort ist. Denn unsere holländischen Zeltnachbarn, von Kopf bis Fuss mit eben dieser Marke, die das fachmännische Auge durchaus beeindruckt, eingekleidet, fallen in erster Linie durch ihre Wanderungen zwischen Toilettenhaus und Zelt auf. Immerhin grüsst die Frau jedes Mal freundlich mit einem „Haj“, wir grüssen originalschwedisch zurpck „Hej“. Nun gut, unsere Wanderungen waren ja bis dato auch nicht gerade mammutig gewesen, nur steckt auch keiner von uns in eben solchen Profiausrüstungen.

Item. Unser Plan war also, den Kungsleden zu erobern. Dieser 500 km lange Wanderweg. Die Mutter aller Wanderwege. Nein, der König aller Wanderwege. Also genau gesagt, waren für den Tag 2 km dieser unendlich scheinenden Gesamtdistanz auf unserem Programm, um dann auf einer parallelen Nebenroute wieder zum Ausgangspunkt zurückzukehren. Während der „normale“ Wanderer sich mit Tranksame und ordentlich Nahrung eindeckt, genügte uns primär die komplette Fotoausrüstung, um auch für alle Fälle ausgerüstet zu sein. Zusammen wurden auch tatsächlich 300 Eindrücke festgehalten. Früher hätte man noch leicht romantisch angehaucht von „auf Zelluloid bannen“ sprechen können. Heute diktiert die Sofortkontrolle der gemachten digitalen Bilder.

Der Ausflug wurde schliesslich noch auf die andere Seite der Touristenstation ausgeweitet, ohne jedoch den vermeintlich gefährlichen Canyon ein zweites Mal gemeinsam und sehr aus der Nähe zu besichtigen. Man kam dem Fluss später auch ohne steile Felsen noch genug nahe, und ein Bad wäre nicht nur wegen der tiefen Temperatur („Zwei Grad wärmer, und es wäre ein Gletscher“, wurde einst in diesem Zusammenhang gesagt“) wenig empfehlenswert gewesen.

Nach dreieinhalb Stunden eisenhartem Fussmarsches waren die einst aufgebauten Energiereserven natürlich längst aufgebraucht. Die Tank leuchteten allenthalben so auf, wie es übrigens auch im Auto gerade der Fall ist. Letzteres ist jedoch nur bedingt tragisch, da heute genau kein Tropfen Benzin verbraucht wurde. Kein Tropfen? Nein, das stimmt so nicht. Der sensationelle Benzinkocher von Marco, extra für diese Reise erworben und vor allem mit dem Brauen von Kaffe beschäftigt, stand natürlich auch heute im Einsatz und verbrauchte entsprechend auch einige Tropfen des raffinierten schwarzen Golds. Im Mittelpunkt neben der Produktion der Bekämpfung ernster Lagen (jaja, diesen Ausspruch gab es lange vor dem Zusammentreffen von Herr Rhyner mit Frau Ernst, damit diese vielleicht aufkeimenden Gerüchte frühzeitig im Keim erstickt werden können.) stand heute das Kochen von Teigwaren mit Tomatensauce.

Wenig anspruchsvoll das Abendprogramm. Gemischte Sauna für die einen, ein zusätzlicher Fotoausflug zwecks Produktion von einigen Kurzlangzeitbelichtungen im Canyon für den anderen. Jetzt geht abermals das grosse Warten auf die Sonne um Mitternacht los, während – so zumindest der erste Eindruck – der tschechische Abreisewirbel tobt.

Songs des Tages:

Zahlen des Tages:

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