Der Blog von unserer Ferienreise vom Norden, resp. etwas südlicher davon, in den Norden, resp. in den Westen.

Genau nichts passiert

Samstag, 14. Juli 2007: Was soll man über einen Tag schreiben, an dem wir je ungefähr ein Photo geschossen haben, es mehr oder weniger den ganzen Tag sonnenfrei war und wir in erster Linie gefahren sind - und dies aber auch nur 264,4 km? Eigentlich ja nichts. Entsprechend dürftig lesen sich die Notizen in unserem Blogoblock: „1. Sauben selben machen. 2. Lysekil Sightseeing. 3. Gatis Fähe fahen ohne Tamtam + Epeeri. 4. ein Rechteck, danaben steht: selben. 5. Max und Mac. 6. Scheddabkirchen“.

Wer uns aufgrund dieser Notizen für verrückt erklären sollte, dem werden wir schon aus Prinzip nicht widersprechen, aber auch daraufhin weisen, dass einige dieser scheinbar lose aneinandergereihten Buchstaben während mittelschneller Fahrt auf mittelholprigem Terrain niedergeschrieben wurden. Vielmehr soll diese genaue Dokumentation auch vermitteln, wie ein solcher Blogeintrag, dessen Erstellung täglich natürlich eine immense Zeit in Anspruch nimmt, um diese wohlgeformten Formulierungen so treffen anzusetzen, entsteht.

Wie gewöhnlich standen wir auf, als wir aufwachten. Und das war auch heute wieder knapp nach 9 Uhr, mit der starken Tendenz gegen halb zehn. Im Siegesrausch schläft sich leichter, derweil andere das miserable Satzverhältnis des Vortags in der Morgendusche abzuspülen versuchten. Nach dem ebenfalls wie gewohnt eher ruhig verlaufenen Frühstück, während dessen sich unsere Nachbarn einer nach dem anderen in Luft auflöste, stand die Hüttenreinigung bevor. Obwohl wir auch hier darauf verzichtet hatten, mit Schuhen den Innenraum zu betreten, sammelte sich das eine oder andere Drecklein an, dessen Entfernung noch vor unserer Entfernung das Ziel sein musste. Links und rechts waren die nicht übergewichtigen Mädchen bereits eifrig an der Nachreinigung der Hütten, also war gewisse Eile geboten. Dennoch nahmen wir selbst den Boden mit Heisswasser und feucht auf. Also Marco machte das, nachdem ich den Abwasch und den Aufwisch besorgt hatte. Das also war das Stichwort „sauben selben machen“.

Wir steuerten als erstes Ziel unserer Fahrt Lysekil an, in dem vor zehn Jahren uns für zwei Tage das ehemalige Au-Pair Hanna freundlichst aufgenommen hatte. Weil erstens die Zeit noch überhaupt nicht fortgeschritten war (12 Uhr) und weil das Wetter nicht nach einem sofortigen Aufsuchen eines Zeltplatzes, die aufgrund des enormen Verkehrsaufkommens im Küstenort ohnehin nicht mit leeren Plätzen gesegnet schienen, riefen, durchfuhren wir das Städtchen einmal kreuz und quer und verliessen es dann gekonnt wieder. Während der langsamen Fahrt durch die engen Einbahnstrassen tauchten natürlich noch einige Erinnerungen auf. Dazu gehörte aber nicht der Nachname von Hanna.

Die Fahrt von Lysekil südwärts führt über eine Fähre, was uns als Norwegen bereiste natürlich nicht kalt, sondern gar kältestens liess. Wir waren aber vorgewarnt, dass das Einschiffen hier anders verläuft, als wir es vom Westen her gewohnt waren. Erstens durften wir sofort auf das Schiff rollen, und zweitens veranstaltet der Schwede vor dem Befahren einer Fähre kein solches Brimborium und Tamtam wie das der Norweger tut. Erstens keine fünfspurige Wartezone, zweitens keine Mädchen, die einem Erdbeeren andrehen wollen, drittens vor allem kein Geld für die Überfahrt. Vielmehr wartet ein Mann im gelben Warngilet auf der Fähre und weist einem den entsprechenden Platz zu. Jetzt muss aber noch eine Bemerkung der Fairness halber eingeschoben werden. Wir wollten weg von Lysekil und unterschieden uns das doch vom Gros der Leute, wie die Kolonne auf der anderen Seite des Sunds verdeutlichte. „Gatis Fähe fahen ohne Tamtam + Epeeri.“

Das nächste Ziel hiess Allingsås, wo wir einen See und eine Menge Zeltplätze vermuteten. Die Vermutung erwies nicht als kategorisch falsch, doch wie schon angedeutet, verbesserte sich die Wettersituation im Verlaufe des Tages nicht merklich. Und es hatte schon am Morgen sehr dunkle Wolken am Horizont – und eigentlich nicht nur da. Vor allem aber hatte Alingsås den hungrigen Schweizern nicht das zu bieten, wonach sich der Gluscht der beiden sehr richtete, nachdem sie schon an mehreren dieser Restaurants mit den grossen gelben M vorbeigefahren waren. So erklärte man kurzerhand Borås zum nächsten Tagesziel.

Dankbarerweise lag auf halbem Weg zwischen den beiden Ösern noch die einzige erhaltene Stabkirche Schwedens. Vor Ort entpuppte sich diese jedoch nicht als richtige Wikingerkirche, sondern als Bau aus dem sehr frühen 16. Jahrhundert (sich nicht vom Skandinavier in die Irre führen lassen, der in diesem Fall z. B. von 1500-talet spricht). Innen war’s trotzdem nett auch mit entsprechender Führung, für die 20 Kronen verlangt wurde. Man merke Stabkirchen gibt es auch in Schweden nicht gratis, aber fast. „Scheddabkirche“.

Der Boråser hiess uns freundlich willkommen, signalisierte früh, wohin uns der Weg führt. Und auf dem Weg zu unserer zukünftigen Unterkunft durchfuhren wir den sogenannten Knallringen, an dem nicht nur das Fussballstadion des aktuellen schwedischen Meisters Elfsborg steht – schmucker und moderner übrigens als jedes Schweizer Stadion, das schon fertig gebaut ist – sondern auch zahlreiche Einkaufsmöglichkeiten sich befinden. Und wo der Schwede einkauft oder Fussball schaut, hat er schnell einmal Hunger, was wiederum die Fast-Food-Betreiberketten auf den Plan und Platz ruft. McDonald’s und Max, eine schwedische Ausgabe davon, haben sich hier niedergelassen. So strichen wir wegen der unsicheren Wetterlage – und wie später zu berichten ist in weiser Voraussicht – die heutigen Grillpläne und stürmten in den Max. Ein Suprememenü für Marco, einmal Alohaburger-Menü für Sascha. Und kaum war dieses feine Mahl verschlungen, setzten wir uns ins Auto, fuhren 100 Meter zum nächsten Parkplatz – hei, hätte die Gabi Petri eine Scheissfreude an uns – vor dem Mac. Eigentlich wollten wir nur noch einen kleinen Cheeseburger quasi als Dessert, doch die Menuplus-Aktion liess uns rasch umstimmen. Es gab nämlich ein „hübsches Coca-Cola-Glas“ dazu, und das durften, ja konnten wir uns nicht entgehen lassen. Also einmal das BigMac-Menü Plus.

Zurück in der Unterkunft, wo wir bereits festgestellt hatten, dass Tischtennis im Zimmer eher kein Thema ist, suchten wir die Anlage nach einem grossen Tischtennis-Tisch (ohne Erfolg) oder ein Minigolf-Anlage (mit Erfolg) ab. 40 Kronen waren rasch investiert, die Regenjacke und das Käppi beim späteren Sieger montiert, denn es schüttete immer wieder in Strömen und sorgte beim Spiel für extrem erschwerte Bedingungen. Es gilt jedoch festzuhalten, dass gefühlvoll gezirkelte Schläge eher die Stärke Marcos sind, derweil das Treffen von Öffnungen in der Mitte der Bahn eher von Sascha präferiert werden. Irgendwann hatte es dann ausgeschüttet, doch da waren wir längst wieder trocken und im Trockenen. Nach soviel Sport (12 Bahnen!) wird selbst der hartgesottene Obersportler einmal müde. Aus der Heimat vernahm man noch knapp, dass der Sommer angekommen ist und der FCZ offenbar in Form ist, weil er Leverkusen 1:0 abschoss. Die Meisterschaft kann beginnen!

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