Der Blog von unserer Ferienreise vom Norden, resp. etwas südlicher davon, in den Norden, resp. in den Westen.

Coole Wanderung zum Trollsee und Ren en masse

Donnerstag, 28. Juni 2007: Heute wollte ich endlich über die Fil-Viel-Philosophie schreiben, doch aufgrund der aktuellen Ereignisse drängte sich diese äusserst interessante Frage akut in den Hintergrund. Natürlich werde ich versuchen, morgen auf diesen Diskurs eingehend einzugehen. Wie wir jedoch ebenso äusserst erfreut bemerken durften, erhalten wir auf von uns aufgeworfene Probleme auch Antworten. Wir bedanken uns so bei Daniel Rensch für seine ausführliche Ausführungen betreffend dem Gefrierpunkt von Alkohol. Tatsächlich handelte es beim nämlichen Getränk – trotz klar erhöhter Prozentvolumenzahl – um ein aus meiner (Sascha) Sicht eher süssliches, dickliches Getränk. Die zweite Komponente des Lösungsvorschlags, nämlich die Eruierung der Tiefkühltemperatur, können wir aus gegebenem geographischen Anlass leider nicht im Detail kontrollieren.

Wie gesagt ist heue nicht nur viel passiert, das die Fil-Viel-Philosophie, auf die Seite drängte, sondern sogar sehr viel. Die als ziemlich optimistisch kalkulierte Zweieinhalb-Stunden-Wanderung zum Trollsjö irgendwo zwischen Abisko und Riksgränsen – auf Empfehlung von Ylvas Bruder Jens – nahm einige Minuten mehr in Anspruch, dies sei schon mal vorschnell enthüllt. Erstens erwies sich der als durchaus nicht flacher Spazierweg und zweitens waren die einberechneten 4 km am Ende gut und gerne 6 km. Doch der Reihe nach. Mutig stürzte sich der Fiat-Fahrer vorfreudig in die kurzen Hosen, auch aus Protektion vor allfällig nassen Jeans bei durchaus möglichem einsetzenden Regen. Aus dem gleichen Grund wurde auch die Regenjacke bereits angezogen. Gut gemurphyt, ist halb trocken gewandert quasi.

Nun denn, der Weg liess sich gemütlich an, zwar über Stock und Stein und auch über Moore, die jedoch dank klug verlegten Holzlatten problemlos passierbar waren, doch eigentlich sehr flott. Auch das Marschtempo liess jeden Radiowanderer vor Neid erblassen. Weiteren Mut fassten wir aufgrund der Beschilderung; nach gefühlten knapp 500 Metern, hatte sich die Kilometerangabe auf dem Wegweiser von 6 auf 5 reduziert. Und ein quasi ein Bahngleis später lasen wir euphorisch 4,5 km.

Die Euphorie trug uns ohne Mühe auf die erste Anhöhe, zu der das erste Schneefeld, das jedoch nichts mit dem gefühlten, virtuellen Wintereinbruch der letzten Nächte im Zusammenhang steht, genüsslich überquert wurde – zumindest von den Alpenbewohnern, wie die Schweizer hier oben genannt werden. Andere mieden das Schneefeld trotz bestem Schuhmaterial wie Fabelwesen das Weihwasser. Freude brach auch beim Erblicken einiger Rentiere hoch am Berg aus, die dank dem Teleobjektiv, das in aller Schnelle für das beliebte Weitwinkel getauscht worden war, auch in erkennbare Fotogrösse herangezoomt werden konnten. Schon beinahe euphorisch wurde die Stimmung, als hinter dieser Kuppe eine ganze Herde dieser Nordland-Rehe sich am Wegrand der Muse des Grasens hingab. Sie gaben sich ungefähr je 15 Fotoklicks hin, dann wurden sie zu Renntieren resp. präziser Fortschleichtieren.

Der Wanderweg führte nun stetig leicht steigend, aber auf sehr wegsamem Gelände ein Tal nach hinten, an dessen Ende der See vermutet wurde. Uneinigkeit zwischen der dreiköpfigen Wandergruppe und der Natur herrschte einzig über den genauen Ort des Talendes. Ich muss leider zugeben und versichern, das Tal gewann die Ausmarchung. Es brauchte noch zwei vermutete Talenden, einiges an Überwindung und viele Kalorien, bis wir vor dem sagenumworbenen See standen. Trollsjö. Eingebettet in einen Kessel, umgeben von wilden Steinzacken und so natürlich windgeschützt. Totenstill liege das Wasser, 50 m tief soll er sein, und so klar, dass man bis auf den Grund sehe.

Der gewiefte Sprachkenner hat es natürlich gemerkt. Der letzten Satz steht im Konjunktiv. Nicht weil diese Fakten falsch wären – im Gegenteil. Der ersten Teil können wir mit fast an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit bestätigen, den letzten zumindest erahnen. Warum? Wir schreiben zwar den 28. Juni, die Tage werden bereits wieder kürzer, doch den Trollsee scheint dies gar nicht zu kümmern. Er war zum grossen Teil noch immer mit Eis besetzt! So ging es mit leichter Ernüchterung aber dank Schinkenbrot, Schokolade und Guetzli nicht mit nüchternem Magen wieder auf den Abstieg. Hier wäre es beinahe zu einem fatalen Irrlauf einer Reiseteilnehmerin gekommen, der im letzten Moment noch verhindert werden konnte. Trotz gegenteiliger Behauptung der Fotowütigen dienten die Rentierherden nochmals als sehr dankbares Fotomotiv. Der geforderte Handstand wurde zwar nicht vorgeführt, aber ein sachlich ruhig in den Schnee urinierendes Ren sieht man ja auch nicht alle Tage. Mit dreistündiger Verspätung auf die virtuelle Marschtabelle erreichten wir schliesslich ganz leicht ermüdet das Auto.

Alsbald folgte der heikle Ăśbertritt nach Norwegen, was aber vermutlich nur dem Fahrer, der mit den norwegischen Einfuhrbestimmungen vertraut ist, bewusst war. Zwar hatte dieser am Vorabend auf die Mitternachtssonne wartend, eifrig den Whisky-Vorrat bearbeitet, aber auf die Gesamtmenge hatte dieser Effort nur geringfĂĽgigen Einfluss. Die Schmuggelaktion lief jedoch ohne Probleme ab, was von der eigentlichen Ankunft in Harstad, einem scheinbaren Kaff irgendwo in Nordnorwegen nicht behauptet werden kann.

Erstens scheint die Lehre der vorbildlichen Beschilderung den Weg hierher nicht gefunden zu haben. So gingen wir gleich zweimal an der dezent gehaltenen Touristeninformation vorbei, ein Hinweis nach der Richtung zu den Hurtigrouten-Fähren fehlt vollständig und die Jugendherberge, die im Norden Wandererheim heisst, war erst kurz vor Schluss signalisiert. Unsere Anlaufschwierigkeiten im Land der hohen Sonne und noch höheren Preise begannen jedoch schon mit dem Geld. Der erste Bankomat, der hier Minibank genannt wird, machte seinem norwegischen Namen alle Ehre. Er war so mini, dass er nicht mal Geld ausspuckte. Immerhin war eine zweite Minibank dann so freundlich. Unsere stark geleerten Mägen füllten wir in Peppe’s Pizza, einer übers Land verbreiteten Kette. Bis das Essen jedoch auf den Tisch stand verging eine gefühlte Ewigkeit.

Nun nur noch zwei kleine Anhänge, Exkurse oder wie auch immer: Der Norweger kennt das Baustellen-Lichtsignal vor allem in der Form des Follow-Me-Autos, das die auf der einen Seite wartenden Fahrzeuge über die befahrbare Spur ans andere Ende der Baustelle führt, um dann das gleiche Prozedere wieder auf die andere Seite zu wiederholen. Etcuswusfetc...

Und dann soll nicht unerwähnt bleiben, dass der FC Zürich im ungefähr 37. Testspiel gegen das nicht zu unterschätzende Vaduz, ebenfalls die Nummer 1 in seinem Land immerhin, zum ersten Sieg in der Vorbereitung kam. 4:3-Kantersieg dank Cesars Tor in der 93. Minute (offiziell glaube ich, war’s die 92.; aber 93. tönt schöner).

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