Der Blog von unserer Ferienreise vom Norden, resp. etwas südlicher davon, in den Norden, resp. in den Westen.

Von Langweiligem und Erstaunlichem

Sonntag, 22. Juli 2007: Als langweilig kann man ja schon erachten, dass wir von Hultsfred einmal sinnlos Kilometer geblocht sind, vorbei an so bedeutenden Orten wie Lönneberga oder Bullerby (nicht aber Vimmerby!), und über die E4 nordwärts fuhren. Der Runenstein von Rök, einer der bedeutendsten überhaupt (mehr dazu weiss der Runenfoooooscher Marco):

Wie langweilig muss aber erst jenen Leuten sein, die bei Motala zwischen Schleuse des Götakanals und einer Schiebebrücke sich hinsetzen und den lieben langen Tag beobachten wie Schiffe durch Schleuse und Brücke hin und her fahren. Die Herkunft der Leute war zwar verschieden (Deutsche, Schweden, Deutsche, Holländer und Deutsche), aber sie waren alle entsprechend ihrem quasi Aggeratszustand in gesetzterem Alter. So winkte der Deutsche freundlich dem Segelboot mit der schwarz-rot-gelben Flagge etc. Ein Spektakel der eher eigenen Art.

Natürlich ist der Götakanal schön und einzigartig, natürlich ist die Schleusierung und Verbrückung spannend. Aber einen ganzen Tag am gleichen Ort??? Wir fuhren jedenfalls so gut wie möglich dem Kanal entlang und erspähten ein schönes altes Segelboot, das wir dann an einer Brücke abpassten. Die Fotokameras natürlich schön vorbereitet und extrem griffbereit. Dies wiederum viel einer behelmten Velofahrerin auf der anderen Seite auf, die uns fragte, ob wir Berufsfotografen auf Dienstreise seien. Wir verneinten.

Sie verriet uns dafür, dass sie beruflich unterwegs sei und für ein Buch über das genannte Segelboot Bilder schiesse. Den geübten Bündnerauge war jedoch weniger Kamera und Objektiv aufgefallen, er fand ein ganz anderes Haar in der Suppe. "Die braucht den Rasierer wie ein Mann - nur fürs Gesicht", stellte er trocken fest. Er wird wohl noch lange Albträume von den buschigen Achselhöhlen haben...

Die Könige aller Götakanalschleusen sind in Berg, und das ist nun wahrlich kein Geheimtipp. Es ist dem Berger ebenso wie dem Touristne bekannt. Ersterer verlangt nämlich für die Benützung des Parkplatz' satte 10 Kronen (dafür darf man zwei Stunden parkieren), und letzterer zahlt fleissig. Vor der internationalen Zuschauermenge passieren also die Schiffe schon fast im Minutentakt die fast 40 Höhenmeter. Das ist in aller Regel für den Bootspassagier weniger aufregend als für die den Beobachter am Ufer; ausser man stehe hinten im Schiff und werde plötzlich von der nicht ganz dichten Schleuse vollgespritzt. Schadenfreude ist garantiert.

Irgendwann hatten wir das Spektakel dann gesehen, und es galt ja die 17-Uhr-Regel, wonach ab diesem Zeitpunkt intensiv nach einer Übernachtungsstelle Ausschau gehalten werden muss, einzuhalten. Der Zeltplatz von Sandvik war aus diesem Grund unser Ziel. An dieser Stelle sei auch die häufig vergessene 18.30-Uhr-Regel erwähnt. Wer sein Zelt nicht bis halb sieben aufgestellt hat, darf dies danach nicht mehr machen. Viele Zeltplätze handhaben diese Regel, die oft nur kleingedruckt und auf der Rückseite auf dem Eincheckformular steht, zum Glück äusserst kulant.

In unserem Fall war aber ohnehin sogenanntes Hüttenwetter, weshalb sich das Zeltaufstellproblem gar nicht erst stellte. Und der Skånemann mit dem kaum verständlichen Dialekt hatte viel Humor und vor allem eine Hütte für uns. Die Unterkunft war denn auch höchst genügend! Mit Veranda, Tischgarnitur auch auf dem Rasendavor und vor allem einen grossen Innenraum mit einer idealen Tischtennisvoraussetzung. Doch dazu später mehr.

Das Zelt wurde von seinem Besitzer gleichwohl hervorgekramt, weil es so vielleicht noch etwas trocknen konnte. Der Grill wurde aufgeheizt und weil man jeweils unter den Aluminiumschachteln mit den Fischstäbchen eine perfekte Glut erreicht hatte, schien dies der Weg zum Erfolg zu sein. Eine kleine Alufolie wurde über den entzündeten Grill gelegt, und tatsächlich entwickelte sich eine Glut, die sich (im übertragenen Sinn gesprochen) gewaschen hatte. Als erstes profitierten vier Spiessli von der Zauberglut, weiteres Fleisch folgte.

Weil es gerade so urgemütlich war, wurde nach der ersten Flasche Wein auch noch eine zweite geöffnet. Doch war das Trinken und Essen ein im klassischen Sinne zu verstehendes "Interludum" (man korrigiere fehlerhaftes Latein).Denn sowohl vor Speis und Trank als auch danach wurde der Minitischtennis wieder zu grossen Spielen genutzt. Nüchtern betrachtet wäre wohl vor allem die zweite Serie sehr erheiternd auch für Zuschauer gewesen. Je ein Flasche Wein und zwei grosse Schlücke Grappa hatten die Treffsicherheit nicht ausschliesslich erhöht. Gleichwohl schien das Niveau höchst erstaunlich.

Songs des Tages:

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