Der Blog von unserer Ferienreise vom Norden, resp. etwas südlicher davon, in den Norden, resp. in den Westen.

Suchen nach Scheiben und Erinnerungen

Dienstag, 17. Juli 2007: Es gab schon bessere Tage in unserem Leben. Trotz späten Hinlegen (nach unbestätigten Angaben gegen 4.30 Uhr) wachte zum Beispiel der nimmermüde, aber nun eben gehandicapte Autor schon um 9 Uhr auf – mit Auto und mit Scheibe, aber ohne Autoscheibe. Und wegen des durchaus nicht unbescheidenen Konsums von gegärtem Traubensaft am Vorabend – man kann schon fast von extensivem Vernichten sprechen – standen die Vorzeichen auch nicht ausschliesslich auf Euphorie. Immerhin raffte man sich auf, die am Vortag eruierte Fiat-Garage anzusteuern – mit gehörig Zugluft versteht sich. Obwohl: richtig bemerkt haben wir das wohl noch nicht, da eben noch mit besagter anderer Scheibe am Tagesstart.

Das Fiat-Service-Büchlein gab gleich zwei Garagen (an verdächtig gleicher Strasse) an, die sich um diese Fahrzeuge italienischer Provenienz kümmern würden. Also wurde die höher priorisierte Fiat-Vertretung (im Heftlein mit einem ausgemalten schwarzen Punkt dargestellt) angefahren. Doch zu unserem Entsetzen vermeldete ein Vorabend galant ignorierter Zettel Betriebsferien von längerer Dauer. Also schnurstracks zur anderen Adresse vier Häuser (oder etwas weniger euphemistisch formuliert Gebäude) weiter. Hier fehlte zwar der entsprechende gelbe Aushang, der Abwesenheit verkündete, dafür erklärte der leibhaftig anwesende Autoexperte, dass er nur kleinere Schäden an Fiats zu beheben im Stande sei. Die hintere rechte Seitenscheibe gehörte nicht in diese Kategorie, liess er durchblicken.

Doch schien sich das Glück an dieser unglückseligen Stelle zu wenden – und zwar zu unseren Gunsten wieder. Der Autoheini meinte, die Jungs von der Fiat-Werkstatt mit dem ausgemalten Punkt vermeldeten zwar Ferien, wären aber jeweils gerne doch in der Werkstatt. Wir sollen einfach mal hintenrum kontrollieren. Gesagt, getan. Und tatsächlich. Nicht nur einer war da am Schrauben, Basteln, Flicken oder was auch immer. Nein, gleich zwei Herren des italienischen Autosachverstands waren anwesend. Nur leider hatten sie auch eher eine mediterran angehauchte Arbeitseinstellung. Sie hätten Ferien und könnten uns armen Kerlen deshalb nur bedingt helfen. Die Hilfe bestand im Nennen einer Autoglas-Firma, die eventuell unser Problem beheben könnte. Naja, immerhin.

Nach einem kleinen Umweg um Halmstad-City (leichte Missinterpretation des Wegbeschriebs) fanden wir auch die Berlings Glas AB, wo uns Krister Persson (für den wirklichen präzisen Namen habe ich die Visitenkarte leider nicht gerade griffbereit, aber ich glaube stimmt so. Und sonst auch egal) tatsächlich helfen konnte – also, frühestens am Donnerstag. Einmal leer geschluckt nahmen wir das Angebot an, bestätigten nochmals, dass wir mit einem „Fiat Stilu“ (jaja, die Skåne-Menschen), Baujahr 2004 (oder 2003) unterwegs sind und kehrten mit kleinem Umweg über den ICA auf den Zeltplatz, den wir an diesem Tag zu verlassen im Sinn gehabt hatten, zurück. Noch zwei Nächte. Danke.

Jetzt wurde der Tag erst richtig zum Katertag, der sich eigentlich aufgrund der vernichteten Weinmenge (oh Wunder liess ich die Finger von noch hochprozentigeren Säften) aufgedrängt hatte. Im Auto hatte sich der iPod wieder aufgedrängt, da man das fröhliche Halmstad-Gedudel von Per Gessle und seinen Freunden gerade extrum unadäquat und die Gyllene-Tider-CD deshalb ebenso unplatziert fand. Auf dem Zeltplatz war liegen flach (oder vielleicht auch eher breit) angesagt. Dem dringenden Bedürfnis nach sinnvoller Nahrung wurde mit irgendwelchen Schnell-Hörnli, die jeden vernünftigen Koch in die Flucht geschlagen hätten, nachgekommen. Im ICA deckten wir uns immerhin noch mit dem korrekten Lesestoff für diesen Tag ein – Lustige Taschenbücher auf Schwedisch.

Weil wir ja einen Platz ohne Strom (Schedderom) hatten, konnte auch das Handy nicht vor Ort geladen werden, was eigentlich so ein bisschen an der Zeit gewesen wäre. Gleiches hätte auch für den Laptop gegolten, aber eben. Für die Telefone boten sie an der Rezeption immerhin einen Ladeservice, wenn man Akku und Handy dort zusammen mit 10 Kronen deponierte. Aber offenbar ist das nicht so einfach, denn mein wertvollen Sony Ericsson (warum schiessen eigentlich diese Aktien nicht endlich in die Höhe, gopf) zeigte auch nach dem zweiten Versuch nur knapp einen Strich im Ladezustandbericht an. Minus 10 Kronen für ein halbes Laden, aber ich war nicht in der Form für die grosse Reklamation.

Der Tag hatte immerhin auch seine lustigen Seiten. Zum einen diente der Plastikball, der eine Imitation des Meisterballs (okay, auch der nun zuletzt zweifache Vizemeister spielt mit diesem Produkt) ist, hatte noch eigenartigere Flugeigenschaften als der adidas-WM-Ball. Und zum anderen sind wir einfach humorvolle Menschen, die Monty Python nicht lustig finden, weil dies gerade cool und in ist. Wir haben ja auch keine Kaufleuten-Member-Karte, nur weil es in ist. Also, auch sonst nicht. Und dann wäre da noch von den zwei Töff-Girls zu berichten, die auch – wenn auch nicht im gleichen Rahmen und weniger erfolgreich als die Fräuleins aus Åland – eine gewisse Anziehungskraft auf den männlichen Zelter hatten. Die Rollenverteilung war jedoch klar. Die ältere dunkelhaarige Frau war die Fahrerin, die Blondine war dem Rücksitz zugeteilt. Letzteren fand das Feeling auf der original Harley Davidson aber durchaus erregend. Nach einem Ausflug mit irgendwelchen Jungs im Auto hüpfte sie in jedem Fall vergnügt auf die Edelmaschine und löste so den Alarm aus. Bis die Freundin (oder doch Mutter?) den eher peinlichen Fauxpas bemerkte, vergingen für das blonde Fräulein wohl überaus lange, pitoyable Sekunden.

(Der neue Abschnitt beginnt nun aus rein darstellungstechnischen Gründen) Es gelang ihr gar zweimal, dieses doch nicht unauffällige Geräusch zweimal zu provozieren. Ausserdem auf dem Zeltplatz sahen wir auch Mitbürger aus der Schweiz. Erst höchstens erahnt wegen des vom EWZ (oder einer Schwester-Strom-Organisation) gesponserten Zelts, das auf eine Teilnahme am von mir seeeeeeeeehr geliebten Gigathlon verwies, dann gesichert durch das T-Shirt und den Dialekt des einen Bewohners. In deutlichem Blau trug er sein Leibchen, das in gelber Schrift und dem rot-blauem Emblem auf den einzigen Titelgewinn des FCB in den letzten zwei Jahren hinwies. Wenig später bestätigte der gehörte Dialekt die Zugehörigkeit zur Eidgenossenschaft in der nordwestlichen Grenzecke.

Songs des Tages:

Zahlen des Tages:

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