Der Blog von unserer Ferienreise vom Norden, resp. etwas südlicher davon, in den Norden, resp. in den Westen.

Der Sonne entgegen an den Strand, wo der junge Schwede Ferien macht

Sonntag, 15. Juli 2007: Der Morgen begann aus mehrer Sicht wenig verheissungsvoll. Erstens war die Auscheckzeit unmenschlich früh auf 10.00 Uhr terminiert, was wir jedoch schliesslich locker um eine halbe Stunde unterboten, zweitens war eine Art Weckfunktion der Mitbewohner eingebaut, die ab 7 Uhr sämtlich Türen mit einem lauten Knall zuknallen liessen (in der Nähe wie schon erwähnt das Einkaufszentrum Knalleland – vielleicht ja deshalb) und in nicht gesenkter Lautstärke kommunizierten, und drittens waren am Himmel immer noch dunkelste Wolkenschwaden zu sehen.

Schnell nach der Abfahrt zeigte sich jedoch, dass wir nicht in schlechtes Wetter hineinfahren. Wir hatten natürlich über Internet auch entsprechende Recherchen angestellt. Kurz vor Varberg und nach bereits rund 100 km Fahrt schwenkten wir zu unserem bevorzugten Amerikaner, um uns noch einen Kaffee an der Sonne bereits zu gönnen. Dabei präsentierte sich das Landschaftsbild mit den hier fast einzigartigen Wolkenbildern. Man hat beinahe das Gefühl, man könne sie Wattenbüscheln gleich pflücken. So schön die Umgebung, so tragisch immer wieder die Bilder am Strassenrand. Im besonderen schien die vergangene Nacht nicht jener der Füchse gewesen zu sein. Und auch Dachse leben offenbar gefährlich.

Bald einmal wurde uns auch klar, warum so viele alte amerikanische Schlitten auf der Strasse waren. In Varberg hatte ein entsprechende Treffen stattgefunden. Und im Ort waren die Fahrer, zuweilen auch mit urigen Wohnwagen am Start, noch reichlich vertreten – gut zu erkennen an den schwarzen T-Shirts mit zum Beispiel der sympathischen Aufschrift „Fuck You, I Drive Cadillac“. Oder sie liessen ihre Motoren im Leerlauf, obwohl jede Stadt mahnt, man dürfe den Wagen nur eine Minute so laufen lassen, brummen und demonstrierten das Schmuckstück mit offener Motorhaube.

In Varberg liessen wir uns zu einem kleinen Stadtrundgang – im besonderen der Festung (von uns liebevoll Zecke genannt, was aber wiederum nur Personen, die des Schwedischen mächtig sind oder beide Wörter nachgeschlagen haben, nachzuvollziehen ist) – hinreissen. Die Moorleiche in der Festung liessen wir aber in Frieden weiterruhen, zumal wir als Tagesziel einen Strand mit viel Sonne hatten. Wir zielten in Per Gessles Heimat Tylösand bei Halmstad.

Weil nach dem sogenannten Hüttenwetter nun wieder klassisches Zeltwetter herrschte, steuerten wir zielsicher zum First Camp, der uns jedoch trotz schönster Minigolf-Anlage auf eine Warteliste setzen wollte. Nach kurzem Zögern und einem noch kürzeren Blick auf die lange Liste entschieden wir uns zur Abfahrt und kurvten behände zum zweiten angegebenen Zeltplatz. Der Mann an der Rezeption, den wir liebenvoll Blaise nennen (wir könnten ihn auch Djourou nennen), blickte bei unserer Frage nach vorhandenem Platz schmunzeln nach hinten, wo eine grosse freie Fläche zu sehen war. Also hatten wir unsere Heimat für die nächsten zwei Tage.

Schnell einmal stellte sich heraus, warum hier der gutgenährte Deutsche und andere Touristen fehlten. Hier nächtigt der junge Schwede, und mit jung sind nicht einmal mehr wir beide gemeint. Auf dem Zeltplatz ist quasi rund um die Uhr Party. Erstaunter waren wir jedoch ob des fast leeren Strands – trotz seiner durchaus gehobenen Qualität; einzig an der Wassertemperatur von 16° gab es gewisse Kritik: „Da frierst du dir nicht nur den Zipfel ab.“ Ansonsten störten nur zwei deutsche Familien den Frieden an der Sonne. Der eine Familien Vater noch mit der echtem, fönfrisiertem und leicht blondiertem Vokuhila, hierzulande Hockey-Frisur genannt. Er hat mit Bestimmtheit seit 30 Jahren den gleichen Frisör. Weil aber das eine Kind sich ob der Musik, von der noch die Bässe zu hören waren, nervte, zog man mit dem aufgespannten Strandzelt weiter. Danke für das.

Wir gingen später den umgekehrten Weg. Und die Musik war eine Antwort auf die wenigen Leute am Strand. Die sassen alle schon beim After Beach, wie die Bar mit Livemusik heisst. Unsereins ist sich Après Ski gewohnt, hier ist eben Après Plage angesagt. Wie werden uns dieses Spektakel wohl erst morgen zu Gemüte führen.

Noch bevor wir den Strand (auf Umwegen durchs Moor) eroberten, war natürlich eine Einkaufstour notwenig. Das ist in Schweden auch am Sonntag problemlos möglich und vor dem ICA war ich vor ein grosses Problem im Wortsinn gestellt: Vor lauter freier Parkplätze wusste ich gar nicht, welchen ich nehmen sollte. Aus irgendeinem Grund kam mir in diesem Moment Gabi Petri und der VCS in den Sinn, kann dies aber nicht richtig erklären.

Und natürlich landete auch heute wieder reichlich Fleisch (1,3 kg) auf einem der beliebten Einweggrill. Unser Mahl wurde jedoch von einem Knappnoch-Teenager aus Skövde gestört, der uns einen Gusseisengrill überreichte, der angeblich auf dem Zeltplatz von Tag zu Tag weitergegeben wird. Er plauderte und fragte sonst noch so einiges, wobei kaum vieles im Hirn haften geblieben sein wird. Sein Nachmittag war nicht ausschliesslich alkoholfrei gewesen. Im Minigolf waren wie gewohnt überragend, vermochten uns aber immerhin zu steigern, und der Blog wird zum ersten Mal überhaupt im Zelt selber geschrieben. Gute Nacht.

Songs des Tages:

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