Der Blog von unserer Ferienreise vom Norden, resp. etwas südlicher davon, in den Norden, resp. in den Westen.

Perfide Attacke einer Kuh an historischer Stätte

Freitag, 20. Juli 2007: Welch ein Luxus nach dem biederen Zeltplatzleben der letzten Tage (dies soll aber in keinem Fall abwertend über unseren Lebensstandard sein): Frühstücksbuffet in herrlichstem Ausmass und sogar mit superfeinen Pfannkuchen. Davor dem Ystader abermals ordentlich die Hucke vollgeduscht. Die Zeitung liegt für den Hotelgast bereit, damit er beim frühen Stücken nicht zu viel sprechen muss. Und als kleiner Gag wurde auf dem runden Tisch in der Ecke noch ein Zettel ausgemacht, auf dem irgendetwas mit Kurt Wallander notiert war. Wohl ist dies sein virtueller Stammplatz beim Diner, das er hier jeweils einzunehmen pflegt. Im Sommer ist dies jedoch nicht möglich, da das Restaurant in dieser Jahreszeit am Abend extrem geschlossen ist. Auch eine Art, die Hochsaison zu begehen.

Natürlich hatte Ystad noch einen ausgiebigen Besuch von uns verdient, wobei wir explizit nicht auf Wallnders Spuren wanderten. Nach einem kurzen, halbintensiven Fotoeinsatz in der schmucken Stadt war dann endlich 10 Uhr, und wir konnten die Läden stürmen. Vor allem Unterhosen waren gefragte Ware, weil uns diese langsam auszugehen drohten. Leider kann nach unserem einer Heuschrecke nicht unähnlichen Vorgehen Ystad wohl wochenlang keine Unterhosen mehr in der Grösse M kaufen. So waren wir denn bereit für die Weiterfahrt, die von nun an wieder nordwärts führte.

Ganz zuerst stand noch der Besuch der Steine von Ale, auch Ales Stenar genannt, auf dem Programm. Diese Steine hatten Eingang gefunden auf die UNESCO-Liste des Weltkulturerbes und sind dem internationalen Toursmius sehr bekannt, wie sich vor Ort unschwer nachweisen liess. Selbst Kühe erfreuten sich am Monument, das eine Sonnenuhr darstellen könnte. Doch ausgerechnet die interessierteste aller dieser gehuften Vierbeiner, der sich genüsslich den Hals an einem der aufgestellten Stiene kratzte, tolerierte meinen kleinen Fotoeinsatz dieser Aktion überhaupt nicht und ging zum schnellen Angriff über. Leicht erschrocken verschanzte ich mich sofort hinter einem anderen Stein, um mich in Sicherheit zu bringen. Leicht verwundert konstatierte ich danach, dass mir das Betreten eines kleineren, ausserhalb der Formation stehenden Steins von einer schwedischen Tante verboten wurde, derweil sich die Kühe an den in der Schiffssetzung gesetzten Steine die Hucke vollreiben.

Doch der Besuch von Ales Stenar leitete den nun folgenden, eher kultur-historischen Teil der Reise ein. Schweden hat im Süden landschaftlich nicht im gleichen Masse etwas zu bieten wie der teure Norweger. So statteten wir dem Königsgrab von Kivik ebenso einen Besuch ab wie natürlich dem Björketorpsten bei Ronneby. Letzterer ist einer der mysteriöseren Runensteine, dessen Inschrift zwar ohne Mühe gelesen werden kann, doch mit der genauen Deutung kämpfen die Forscher zuweilen. In jedem Fall ist es irgeneine Verwünschungsformel; für Details steht Runendoktorprofessorpapst Marco gerne zur Verfügung.

Ronneby und damit auch Bökenäs liegt im Schatten der ganz grossen Tourismuszielgebiet, weshalb es auch ohne Mühe möglich war, sich auf dem Zeltplatz einzunisten. Gut, Hütte oder Hotel wäre dann vermutlich auch etwas schwieriger geworden. Und an diesen Ort hatten wir natürlich einige Erinnerungen, waren wir doch 1999 schon einmal hier - zu Besuch im Ferienhaus von Vickys Eltern. Letztere war leider nicht da, was uns immerhin wohl einen gloriosen Rausch ersparte.

Wir liessen es uns aber nicht nehmen per MMS unseren aktuellen Standort nach Zürich zu übermitteln, was wiederum zu einem fast mitternächtlichen Telefon führte. Vicky forderte uns ultimativ auf, ihre Eltern, die tatsächlich nur etwa 237 Meter neben dem Zeltplatz wohnten, am nächsten Morgen zu besuchen. Zu diesem Zeitpunkt waren schon einige Runden Billard und zwei Runden Minigolf gespielt sowie natürlich rund 1 kg Fleisch und zur Ausnahme ein Tomaten-Mozzarella-Salat verspiesen. Das Minigolf endete wieder einmal unentschieden, weil des einen Nerven am letzten Loch (einem sehr einfachen) kurz versagten. Die Billardpartien endeten allesamt mit einem sogenannten unforced Error oder wie man dem auch immer sagen will. Sicher mit dem Gegenteil eines Winners. Die schwarze oder die weisse Kugel wurden stets zur Unzeit versenkt, was die Niederlage als Konsequenz zur Folge hatte.

Irgendwann wurde uns dann das auch zu bunt, weil das Licht ohnehin den Tisch nur spärlich beleuchtete und auch weil die Teilnehmer des Karaoke-Abends in der Zeltplatz-Bar in keinster Weise so charmant waren wie die mutmassliche Zeltplatzchefin. Das geplante Penaltyschiessen auf dem ultimativ grossen Rasen (mit zwei Toren), der nur am Rande leicht besetzt war und schon als Frisbee-Wiese ideal gedient hatte, musste wegen zu grosser Feuchtigkeit kurzerhand abgesagt werden. Das mit der Dunkelheit hätten wir noch verkraftet und hätte höchstens zu gesteigerter Lustigkeit geführt, da schon der unberechenbar fliegende Plastikball für einige Heiterkeit gesorgt hätte. Ist zumindest anzunehmen.

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