Der Blog von unserer Ferienreise vom Norden, resp. etwas südlicher davon, in den Norden, resp. in den Westen.

Runen, Elch, Fleisch

Dienstag, 24. Juli 2007: Wir ignorierten den Glockenschlag, der uns um 9 Uhr hĂ€tte zum FrĂŒhstĂŒck hinunter locken sollen. Einer von uns zwei schlief noch etwas tiefer als ich, wĂ€hrend der andere sich halbwach einfach nochmals leicht umdrehte im Bett. SpĂ€ter ergaben wir uns dann den konkreten Lockrufen "FrĂŒhstĂŒck" und schnabulierten ein Brötchen und nippten genĂŒsslich am Kaffee. Dann war alsbald Zeit fĂŒr den Abschied Naumanns sowie Anders und Bibi stĂŒrzten sich zum Spaziergang in die Gummistiefel, wie machten uns ans ZusammenrĂ€umen.

Letzteres dauerte dann deutlich lĂ€nger als erwartet, denn der Blogschreiber erwies sich wieder einmal als Ă€usserst zerstreut. Nachdem schon AutoschlĂŒssel und anderes Kleinmaterial auf der Suchliste gestanden hatte, wurde diesmal das kleine, silberne, blecherne Portemonnaie vermisst. Als alles Material ungefĂ€hr eineinhalb Mal auf den Kopf gestellt worden war, fand Marco dann verdankenswerterweise den unelastischen Geldbeutel. Die Fahrt konnte dann doch noch losgehen; ĂŒber den sehr holprigen Weg fanden wir den Weg zurĂŒck auf die angenehme asphaltierte Strasse.

NatĂŒrlich war im Auto nochmals der Moment, um das Geschehene, Gehörte und anderes Revue passieren zu lassen. Wir fragten uns zum Beispiel, ob es tatsĂ€chlich von erzieherischem Nutzen ist, wenn die Mutter fĂŒr einen einjĂ€hrigen Verzicht auf SĂŒssigkeiten die Belohnung von 1000 Kronen aussetzt. Und leicht ĂŒbervorsichtiges Agieren (sehr moderat formuliert!) im Umgang mit den eigenen Kindern scheint uns ebenfalls ansatzweise ĂŒbertrieben.

Der Tag stand ganz im Zeichen von zahlreichen Runensteinen, die wir zum grossen Teil auch anhand des gestern erworbenen Buchs angesteuert wurden. Absolut ohne zusĂ€tzliche Hilfe sind grundsĂ€tzlich die Steine vor dem Schloss Gripsholm zu finden, obwohl die meisten Touristen - wie ja schon einmal beschrieben - eher das Schloss anvisieren. Einige sind ob unserer genauen Inspektion der Steine (einer wollte noch verlorene Fotos quasi nachknipsen) wohl derart eingeschĂŒchtert gewesen und liessen sich doch zu einem lĂ€ngeren Besuch der Steine als geplant hinreissen. Es kann auch festgehalten werden, dass der Parkplatz deutlich besser gefĂŒllt war als noch bei meinem ersten Besuch. Die Bedienung im Waffel-Kiosk war zwar noch immer gleich hĂŒbsch, wurde von uns nach dem Studieren der Preise galant ignoriert. FĂŒr Ă€hnlich viele Kronen, wie man fĂŒr ein Waffel-MenĂŒ mit Kaffee aufzuwenden hat, erhĂ€lt man im Mac schon beinahe eine vollwertige Mahlzeit.

Ohne grossen Aufwand ist auch die Sigurd-Ristning zu finden, zumal der Chauffeur hier ja unlĂ€ngst schon einmal war. Diesmal jedoch eher zu morgendlicher Stunde und auch ĂŒberhaupt nicht mehr als Einzeldarsteller - und das nicht wegen Marco! Irgendwelche schwedische Nachwuchsforscher versuchten sich auf der Zeichnung als Bergsteiger. Umstritten. Kleine HollĂ€nder wollten das auch, mussten aber schreiend konstatieren, dass der Stein doch ziemlich rutschig ist.

Neben vielen schönen Steinen gibt es immer wieder ganz besondere und herausragende. Dazu gehört mit Sicherheit auch die Imitation des Sigurdsteins, den wir als zehnten Stein des Tages im Visier hatten. Diesen nun mussten wir extrem nach den Angaben des Nyköpinger Buchs ansteuern; zuhinterst in einem eingezÀunten Steingarten, so lautete die Beschreibung. Dies erwies sich als ziemlich tricky. Erstens war der Steingarten gross, und zweitens gab es viele zuhinterst. Als einer schon am Streichen der Segel war, zahlte sich meine Beharrlichkeit aus.

Guten Gewissens fuhren wir auch noch einen elften Stein an. Der erste Versuch schlug fehl, weil die Kirche auf Aspö wie sozusagen immer geschlossen und verschlossen war, so dass der Gislisten eine Nummer nach vorne rutschte. Und rutschen ist durchaus ein angebrachter Begriff, weil der Stein rund 700 Meter von der Strasse entfernt ist. Durch den Wald, hatte Marco erklĂ€rt; dem Wald nach durch hohes Gras, entsprach etwas mehr der Tatsache. Und das hohe Gras war vom Regen entsprechend befeuchtet, was wiederum immer mehr Spuren auf Kleidern und Schuhen hinterliess. Zu allem ĂŒbel begann es auf halbem Weg - also beim Stein - heftigst zu regnen. Wenn schon nass, dann richtig.

Diese Feuchtigkeit nötigte uns einen Open-Air-Kleiderwechsel ab und drĂŒckte Ă€hnlich dem herrschenden Tiefdruckgebiet auf unsere Stimmung. Doch diese erfuhr einen jĂ€hen Höhenflug, als der Fahrer in geistiger Abwesenheit seines Kopiloten einen Elch in einem Weizenfeld erblickt. JĂ€h stoppte der Fiat am Strassenrand, sprangen die Helden dieses Blog von ihren Sitzen, schraubten Teleobjektive auf und knipsten. Wie versuchten auch, uns dem König der skandinavischen WĂ€lder auf einem Feldweg anzunĂ€hern. Das war dem Elch dann doch zuviel und er stolzte ĂŒber das Feld langsam und gehetztem Schrittes Richtung Wald. Dort entschwand er irgendwann, und es bleibt die Frage, ob die das Fahrverbot extrum missachtenden OstueropĂ€er in ihrem Mietauto dem Tier nochmals begegnet sind. Und aber eigentlich egal.

Wir steuerten Enköping an, das ja eigentlich nur noch wenige Kilometer von Uppsala entfernt ist. Aber es galt die 17-Uhr-Regel. Und es war wieder einmal klassisches HĂŒttenwetter. FĂŒr zwar im Vergleich zu den bisherigen Übernachtungspreisen eher vielen 750 Kronen, doch bot die HĂŒtte reichlich Komfort. Zwei getrennte SchlafrĂ€ume mit je zwei Betten, einen Fernseher, eine eigene Dusche. Und natĂŒrlich reichlich Platz fĂŒr eine letzte Tischtennispartie. Doch diese absolvierten wir natĂŒrlich diese erst gut genĂ€hrt. Der letzte Abend auf Reise wurde mit einer feinen Grillade genossen - insgesamt 1,256 kg. "Eben, ist nicht viel", wie der Chauffeur zurecht festhielt.

Über den Fernseher kann ja gesagt werden, was man will, doch er hat auch seine guten Seiten. In der Nachrichtensendung erfuhren wir nĂ€mlich, dass nicht einfach unglaublich viele Menschen zufĂ€llig Freude am Durchfahren des Nordens im 2CV hatten. In BorlĂ€nge war ein europaweites Treffen der AnhĂ€nger dieses etwas wackelig wirkenden FranzosengefĂ€hrts, und natĂŒrlich waren unsere deutschen Freunde hörbar auch da nicht untervertreten.

Songs des Tages:

Zahlen des Tages:

©2007 Alle Bilder und Texte Sascha und Marco
Saschas und Marcos Jubiläumsreise. Schreib uns: .