Der Blog von unserer Ferienreise vom Norden, resp. etwas südlicher davon, in den Norden, resp. in den Westen.
Katertag ohne Kater und Kätzchen
Mittwoch, 18. Juli 2007: Der Tag, der so nie geplant war, wurde lang und länger. Logisch, hatten wir doch auch nichts geplant. Die Zeit will einfach nicht vorbeigehen, und sind wir ehrlich, viel gibt es eben hier - und gerade quasi ohne Auto - nicht zu tun. Nach einem faulen Rumliegen am Vormittag rafften wir uns doch noch zum Strand auf. Dieser war zu keinem Zeitpunkt im gleichen Masse gefüllt wie noch vor zwei Tagen, als die Welt und die Autoscheibe noch in Ordnung gewesen waren. Des Rätsels Lösung war der Wind.
Nun waren die Leute natürlich nicht vom Winde verweht worden, doch peitschte dieser arg unangenehm über den Sand. Letzterer wiederum hat nicht unbedingt die Eigenschaft von Blei, sondern lässt sich durch Luftstrom gar leicht bewegen. Und mit Vorliebe lässt er sich dann auch auf dem Strandtuch nieder. Die Kritik am Wetter beschränkt sich auch ausschliesslich auf diesen Windeinfluss, da sonst kaum ein Wölkchen den blauen Himmel trübte. Allerdings hatte der Wind auch nicht gerade die klassische Aufwärmwirkung; dies sei dann doch noch bemerkt.
Deutlich frischer war auch der Gang ins Wasser, der aus diesem Grund nicht über Knöchelhöhe gemacht wurde. Bei längerem Verbleib im salzigen Nass hätte das akute Abfrieren der Zehen wohl gedroht, und als Reinhold Messner wollten wir die Ferien ja auch nicht beenden. So kamen wir uns im ersten Moment doch ein wenig als Feiglinge vor, durften dann aber konstatieren, dass die Mehrheit der zum teil hübschen Strandbesucher ein ähnliches Vorgehen im Zusammenhang mit dem Meerwasser wählte - nämlich möglichst wenig Kontakt. Statt gebadet wurde also gelsen; die Extrausgabe Wilder Westen der Lustigen Taschenbücher war schliesslich auch extradick und brauchte entsprechend viel Zeit.
Irgendwann war dann doch genug, obwohl noch durchaus Unterhaltung geboten wurde. Ein Jüngling schickte sich an, sich mit dem Surfen vertraut zu machen. Dazu stolperte er neben dem mit dem Material durchaus vertraut erscheinenden Surflehrer (so wirkte er zumindest) her; einzig die Kleidung schien uns nicht direkt an die erste Surfstunde glauben zu lassen. Oder wer geht schon mit Socken, Jeans und Polo-Shirt aufs Wasser. Und das ist nur die halbe Wahrheit des Amüsements. Die Hosen waren nämlich tief in die schwarzen Intersport-Socken gestopft, und der Gurt hielt den Bund knapp unterhalb von Genitalien und Gesäss fest. Gehen konnte er so gekleidet zwar kaum, doch muss es wohl schon unglaublich cool sein. Erst als die Hosen beinahe Mitte Oberschnekel jeweils den neuen Sitz haten, wurden sie entschieden hochgezogen - bis wieder ungefähr in die Höhe, wo sich in aller Regel der Darmausgang befindet. Höchstens.
Im strömenden Wind wurden Surfbrett, Segel, Mast und was es sonst noch braucht mühsam zusammengesetzt. Routine in diesem Vorgang schien höchstens einer zu haben, der Magnus-Uggla-Verschnitt von einem Surflehrer-Verschnitt. Gut will aber Weile haben, und so war dann irgendwann das Segel am Mast befestigt und der junge Mann konnte endlich zur Tat übergehen. Die Schwimmweste mit Haltehaken hatte schon lange über das rote Poloshirt gezogen. Wir warteten auf die Action. Zuerst aber noch Trockenübungen.
Den Mast in den Sand gesteckt, zeigte Uggla wie das Segel, das vom Wind wuchtig angeblasen wurde, zu halten ist. Nun ist unser Jüngling nicht gerade der geborene Herkules, sondern eher einem Spargeltarzan gleich. Die Vorfreude war natürlich gross- korrekter: die Vorschadenfreude. Die leise Enttäuschung folgte sogleich. Erstens überstellte es den jungen Mann wider Erwarten doch nicht, auch wenn nur ganz wenig dazu fehlte. Und die Übungen am Wasserrand müssen zur Erkenntnis geführt haben, dass ein Einsatz auf dem Wasser wohl zu übermotiviert wären. So donnerte nur der sogenannte Surflehrer übers Meer. Immerhin stürzte sich der Jüngling - nun doch noch in Badehose auf angemessener Höhe - in die Wellen mit seinen Kollegen.
So beendeten wir den Tag am Strand, mussten auf dem Zeltplatz feststellen, dass uns unsere Söderhamner Freunde verlassen hatten (nicht ohne kleines Geschenk in Form eines Handpropellerventilators), und beobachteten die weiterhin sehr amüsanten Szenerien. Drei junge Girls auf je einem Motorroller suchten sich einen Platz irgendwo in der Nähe von Jungs. Doch die erste Wahl war ihnen dann doch nicht recht genehm - verständlich. Nach intensivem Alkoholkonsum über den Tag waren die jungen Burschen nicht zu leisen Kuschelbären und Philosophen geworden, sondern eher zu leicht pöbelnden und vor allem lauten Balltretern mutiert. Immerhin erhielten sie am Abend dann doch noch Besuch von anderen Damen.
Wir verzichteten für einmal auf den Einkauf übermässig viel Fleisch. Wir setzten die Idee der gegrillten Fischstäbchen (in Aluverpackung und mit Zitrone und Mayonnaise) erfolgreich um. Weil aber 800 Gramm unseren Appetit nur bedingt zu stillen vermügen, landete in weiser Voraussicht auch noch je ein Entrecote auf dem Grill. Und es sei noch bemerkt, dass der ICA in Tylösand (oder schon auf Halmstader Grund?) Gipfeli im Angebot hat, die den Vergleich mit den Schweizer Artgenossen in keinem Fall scheuen müssen.
Songs des Tages:
- Da wir heute gar keine Musik hörten, ausser jener, die die Jungs auf dem Zeltplatz trällern liessen, gibt es auch keine Songs des Tages.
Zahlen des Tages (gestern und heute):
- Distanz: 34,0 km
- Durchschnitt: 32 km/h
- Verbrauch: 7,9 l/100 km
- Fahrzeit: 1:03 h
©2007 – Alle Bilder und Texte Sascha und Marco
Saschas und Marcos Jubiläumsreise. Schreib uns:
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