Der Blog von unserer Ferienreise vom Norden, resp. etwas südlicher davon, in den Norden, resp. in den Westen.

Miuch u Tooscht u Honig - DER Sommerhit

Dienstag, 10. Juli 2007: Wie heisst der Einwohner des Lofot oder wie jener von Sogndal? Und wie heisst der Freund aus Bergen oder aus Gol [gesprochen: Guul], wo wir uns jetzt gerade befinden? Über solche wichtige Fragen konnten wir heute trotz vollbeladenem Programm eifrigst diskutieren. Letzteres ist zum Beispiel entweder der Bergener, der Bergenser oder gar der Bergler. Der Sogndaler dürfte der Sogndaler oder Sognese sein. Schwieriger scheinen die anderen Kollegen. Ist der Goler ein Vafan mit einem O am Ende? Oder gar nur der Goloer? Und ist der Lofuz eine Frau, und wie heisst denn das männliche Gegenstück? Lozipfel resp. im Plural ils Zipfels? Es wird absolutely highest Railway, dass Marco mit einem feinen Talisker zum Kredenzen reicht. Das Tischtennis-Prozedere ist mit insgesamt sieben Matches best-of-3 vorbei, einer gewann vier Matches, Marco drei.

Ganz andere Fragen warf dagegen eines der Gebirge auf, das wir heute durchfuhren und das ein ganz neues Licht auf die Viel-Fil-Philosophie warf – das Filefjell. Aus diesem Winkel hatten wir diese Diskussion noch gar nie betrachtet, zumal es gar nicht so viel Gebirge hatte. Wir hatten also jens Debattierstoff am Abend, den wir wie gewöhnlich vor dem Grill verbrachten. Jedoch waren beim Goler alternativ Goli alternativ Vafangolo die Wetterverhältnisse für die Freunde des über der korrekten Glut zubereiteten Fleischs nicht ausschliesslich ideal. Doch ein Regenschirm, für den ich mich hier bei meinem ehemaligen Arbeitgeber Zürichsee-Zeitung recht herzlich bedanken möchte, sorgte dafür, dass die Hitze für alle drei zu brätelnden Gänge reichte.

Der Regen ist seit gestern ja ohnehin unser treuer Begleiter und hatte hier, wo wir uns jetzt befinden offenbar schon länger seine Spuren hinterlassen. Flüsse, Seen und andere Bäche führen augenscheinlich mehr Wasser als auch schon. Unser Tagesprogramm, das mit jensten historischen Fixpunkten verknüpft war, beeinflusste das Wetter jedoch in keinem Moment. Wir liessen uns keinen Millimeter von unserer Linie abbringen. Vier Stabkirchen und zwei richtige Runensteine waren auf der Traktandenliste, spontan gesellte sich dann noch ein zweiter der zweitgenannten Sorte dazu. Dieser allerdings war nur bedingt lustig, weil in der Moderne von wohl gelangweilten (sind sie das nicht alle) und unterbeschäftigten (ebenso) Studenten geschaffen.

Von den Stabkirchen, diesen komischen Dingern aus Holz, von denen noch knapp 30 Stück von einst 1000 existieren, ist Borgund die bekannteste und Öye die niedlichste. Der Schwalgang, dieser Kreuzgang rund um die Kirche, ist in Öye schon fast ein Abenteuerpfad, aber zum Glück hatte Marco seine erhellende Stirnlampe – liebevoll Stirnrunzel genannt – dabei, damit keiner von uns über Gebühren Angst haben musste. Überhaupt war die Gebühr für diese kleine Kirche in sehr angemessenem Rahmen, was wiederum nicht von der Kirche in Borgund behauptet werden kann. 65 Kronen sind genug, dafür ist der Besuch des neuen Centers inbegriffen wie auch explizit der Besuch des WC.

Ein solches fehlt dafür beim Einangsteinen, einem der ältesten Runensteine überhaupt. Deshalb erhielt das Gräberfeld bei Slidre heute zumindest zwei kurzzeitige zusätzliche Attraktionen von historischem Ausmass, als wir je zu einer Schiffssetzung ansetzen mussten. Schon zuvor hatten wir in historischen Ausmassen gedacht und uns des Öpfelbüdschgis unserer Granny Smith in die freie Natur entledigt. Sollten also in Mittelnorwegen über kurz oder mittellang Apfelbäume gedeihen, dann ist das bitte sehr unser Verdienst. Übrigens, danke für den Whisky, Marco. Zu den Runensteinen sei noch bemerkt, dass der Norweger diese zwar gratis zur Schau stellt, aber dies hinter einem Glas – und damit praktisch unfotografierbar. Hornochsen. Unser neues Motto deshalb: Free the Stone!

Dazwischen mussten wir natürlich auch einige Kilometer im Auto zubringen und da stellen sich einem die schwierigsten Aufgaben. Zum Beispiel ein Holländer im Kombi auf einer engen Strasse, aber das war ja gestern. Heute war es ein Reinigungsfahrzeug, das jedoch unspektakulär Platz machte und den Überholvorgang zur Kindergartenhüpfübung verkommen liess. Deutlich diffiziler war das Überholen des rasenden Bus’, das galant mit 120 km/h auf ansteigender Strasse erledigt wurde, und des folgenden resp. voran fahrenden Lastwagens. Auf abfallender Strecke bei gefühlten 300 km/h. Dies wiederum entlockte dem Lastwagenfahrer eine übelste Geste, die Stefan Effenberg schon wirkungsvoll eingesetzt hatte, und die sowohl von der UEFA als auch von der FIA mit einer Art Höchststrafe sanktioniert wird. Warum der Chauffeur den Finger genau streckte ist mir jedoch noch immer ein Rätsel. Marco war auf Erklärungssuche zwar kurz in die Rolle des Advocatus Lastwagenfahreri geschlüpft – jedoch auch ohne die letzte gültige Antwort.

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